Freitag, 23. Oktober 2009

Obama steps into Israel`s shoes

It seems as if the Obama’s administration is as fixated on Israel as his predecessor’s was. Why on earth did he make his government denounce the Goldstone report with Israeli terminology? “One-sided”, “deeply flawed”, and “unfair”. Goldstone`s report was exactely the opposite. A small difference in style in defamation could be detected between the attacks by the U.S. and Israel against the author: The American side did not call him an “anti-semite”. Goldstone, incidentally, is an ardent Zionist. His report was way too balanced where Israel´s crimes were concerned. These crimes against humanity were equated to the shelling by Hamas of Israeli towns with home-made Kassam-rockets. The Israeli military attacked a practically defenceless population with the most modern weapons which it obtained from the United States. While the number of dead Palestinians, most of them women and children, reached 1,400, thirteen Israelis died, thereof four from so-called friendly fire.

The Obama administration should know that the bad US-American reputation in the Muslim world is based on its one-sided support of Israel´s 42 year old occupation and colonisation of Palestinian land. The US-American government threatened to use the veto power in the UN Security Council to prevent further proceedings about the Goldstone report. Instead of standing on the side of international law, the Obama administration supports uncritically the position of the occupiers. Even under Obama the US is no honest broker in the Middle East. It is a mistake that only “facts on the ground” count.

Professor Richard Falk is right when he writes: “In essence, the Israeli contention, backed by Washington, is that how we reached the present impasse is of no practical use in mapping a beneficial future. All that counts, according to this view, is the present relation of forces, ‘the facts on the ground’ that the Israelis have been unilaterally shaping to their adventage for many decades, and continue to do so in the Palestinian territories occupied sind 1967. Of course this Israeli position is extremely self-serving, and confronts the Palestinians with an unpalatable choice between swallowing non-sustainable, unjust peace offerings and continuing their struggle under the highly adverse conditions of a prolonged occupation of their territories carried out in manner violative of international humanitarian law.” The various Israeli governments have been violating international law since the the beginning of the occupation in 1967 and the diverse US administations have supported it.

Sonntag, 18. Oktober 2009

Jüdische Geschichte, Jüdische Religion

Israel Shahak gehörte neben dem israelischen Religionsphilosophen Yeshayahu Leibowitz zu den streitbarsten Persönlichkeiten in Israel, deren Werk auch über ihren Tod hinaus Bestand haben wird. Er starb leider viel zu früh am 2. Juli 2001. Als Kind ging er durch die Hölle von Bergen-Belsen und emigrierte nach dem Ende der Nazi-Barbarei nach Palästina. Er absolvierte seinen Militärdienst und studierte Biochemie und wurde Professor an der Hebräischen Universität in Jerusalem. Aus einem Bewunderer David Ben-Gurions wurde er 1956 einer seiner schärfsten Kritiker. Anlass war die Offenlegung der wirklichen Kriegsziele Israels. Ben-Gurion erklärte damals in der Knesset, dem Parlament Israels, dass der wirkliche Grund für den 1956er Krieg „die Wiederherstellung des Königreichs Davids und Salomons„ gewesen sei. Sein direktes gesellschaftspolitisches Engagement begann 1965 als er Augenzeuge wurde, wie ein ultrareligiöser Jude die Erlaubnis verweigerte, sein Telefon am Sabbat zu benutzen, um einen Rettungswagen für einen Nicht-Juden herbeizurufen. Shahak wandte sich an das Rabbinische Gericht in Jerusalem, um dessen Meinung zum Verhalten des ultrareligiösen Juden einzuholen. Das Gericht erklärte, dass der Jude nach den Religionsgesetzen richtig, ja sogar fromm gehandelt habe. Dieser Zwischenfall machte ihn stutzig gegenüber seiner eigenen Gesellschaft, insbesondere dem Judentum. Hinzu kam seine Zionismus-kritische Einstellung. Sie hat ihn vor vielen Fehlurteilen gegenüber der israelischen Politik bewahrt. Schon frühzeitig kämpfte er gegen jede Art von Diskriminierung von Nicht-Juden, insbesondere von palästinensischen Israelis und Palästinensern in den von Israel besetzten Gebieten. Er war jahrelang Vorsitzender der Liga für Menschenrechte. In den letzten Jahren hat er sich dem Studium der jüdischen Religion gewidmet und insbesondere ihre Interpretation durch die Orthodoxie scharf verurteilt. In ihr sieht er die Wurzeln für den Rassismus gegenüber allen Nicht-Juden und auch die Ursache für den Mord an Ministerpräsident Yitzhak Rabin.

Die Orthodoxen instrumentalisieren das klassische Judentum, um die Politik Israels zu rechtfertigen, so Shahak. Er vertritt folgende These: „Nach meiner Meinung stellt Israel als ein jüdischer Staat eine Gefahr nicht nur für sich selbst und seine Bewohner, sondern auch für alle Juden und alle anderen Völker und Staaten des Nahen Ostens und darüber hinaus dar.“ So stelle z. B. der Kibbuz eine „exklusive Utopie“ dar, von der alle Nicht-Juden rigoros ausgeschlossen seien. „Es ist diese exklusive Ideologie, es sind nicht die vorgeschobenen ‘Sicherheitsinteressen’ der israelischen Propaganda, die die Übernahme des Landes in den fünfziger und Mitte der sechziger Jahre und dann die besetzten Gebiete von 1967 bestimmt haben.“ Auch seien in den völkerrechtswidrigen Siedlungen in den Palästinensischen Besetzten Gebieten (POT) alle Nicht-Juden „offiziell ausgeschlossen“.

In diesem Buch geht der Autor hart mit dem Talmud und den Schriften des jüdischen Philosophen Maimonides ins Gericht. Beide seien angefüllt mit „beleidigenden Anweisungen gegen alle Nicht-Juden und mit ausdrücklichen Attacken gegen das Christentum und Jesus.“ Diese Stellen seien Mitte des 16. Jahrhunderts aus den Ausgaben in Europa entfernt worden. Erst nach der Gründung Israels wurden sie wieder in die Neuauflagen eingefügt. Im Kodex Maimonides, der in einer zweisprachigen Ausgabe 1962 erschien, finde sich in dem „Buch des Wissens“ folgender Satz zur Behandlung „Ungläubiger“. „Es ist die Pflicht, sie mit seinen eigenen Händen auszurotten.“

hahak zeichnet in seinen fünf Kapiteln ein sehr differenziertes Bild über Einfluss, Macht und Verfolgungen der Juden in Europa. Letztere müssen jedoch von denen der Nazi-Barbarei unterschieden werden. Die Verfolgungen in der Periode des klassischen Judentums waren populäre Bewegungen von unten, wohingegen letztere von oben organisiert und durchgeführt wurden. Das Modell der Judenverfolgungen in der klassischen Periode dient nach Shahak den „zionistischen Politikern“ als Modell und Entschuldigung für deren Verfolgung der Palästinenser.

Abschließend soll noch auf eine Gefahr hingewiesen werden: Das Buch liefert eine solch kritische Analyse des klassischen Judentums, dass sie auch als „Fundgrube“ für Antisemiten missbraucht werden könnte. Shahak wollte dazu natürlich keinen Vorschub leisten. Zitate, die aus dem Zusammenhang gerissen würden, könnten durchaus ein Zerrbild des Judentums entstehen lassen. Das Anliegen von Israel Shahak ist es aber, den religiösen Absolutheitsanspruch der Orthodoxie einzudämmen und auf die Gefahren hinzuweisen, die der liberalen israelischen Demokratie von Seiten dieser Fundamentalisten drohen. Wer die Gedankenwelt der Orthodoxen verstehen will, für den ist das Buch eine Pflichtlektüre. In seinem exzellenten Vorwort zitiert der im britischen Exil lebende israelische Politikwissenschaftler Ilan Pappe eine Aufforderung das Autors, um was sich politisches Engagement drehen sollte: „Obwohl der Kampf gegen den Antisemitismus (und gegen alle anderen Formen von Rassismus) nie aufhören darf, ist heute der Kampf gegen den jüdischen Chauvinismus und jüdische Exklusivität, was eine Kritik des klassischen Judentums einschließen muss, von gleicher oder noch größerer Wichtigkeit.“


Sonntag, 11. Oktober 2009

The Nobel Peace Prize as a Curse for Obama?

At the end of the Nobel Peace Prize nomination period Barack Hussein Obama was just twelve days in office. The Nobel Peace Prize will be a curse for Obama and will haunt him till the end of his presidency. For which political achievement did he receive it? Was this prize intended for his rhetorical abilities? In this field, Obama is brilliant. So far, he hasn’t changed anything in the political arena. We have not seen the intended closure of the prison camp in Guantanamo nor have we seen him ending the occupation in Iraq or the de-escalation of the war in Afghanistan and Pakistan. Predominant in this respect is his failure in the Middle East where Israel´s Prime Minister Benyamin Netanyahu demonstrated to him what is and what is not, what can and what cannot be done; not to speak of his recent domestic flops. Obama did not even react when he was humiliated by his general Stanley McChrystal who told him publicly what he had to do. Who is the Commander-in-Chief? Obama should have sacked this man on the spot. Who is McChrystal? He was once running the assassination wing of the military's joint special-operations command. For less, Harry S. Truman dismissed the WorldWar II hero General Douglas McArthur when he committed an offense against the political dress code.

It seems as if President Obama is loosing control of the political process. He is haunted and hunted by the Republican party; by Dick Cheney and his neoconservative cronies and by the the Christian-fundamentalists. His presidency will fail if he does not change course at once and face these dark forces head on. For the first time in history, there has been a call for a military coup against a President of the Untied States. John L. Perry called in a column on “Newsmax” that a military coup could "resolve the Obama problem". This guy wrote that a coup, while not "ideal" may be preferable to "Obama's radical ideas". It would "restore and defend the Constitution." This has to be seen against the background that there are plenty of influential right wing and anti-democratic radicals in the US. That Obama is the first non-white President becomes increasingly a political issue. Perhaps it explains some of the absurd reactions of the opponents of his policy.

Obama should know that the key to the problems in the Middle East and with the Muslim world is the conflict between Israelis and the Palestinians. In this conflict, he has already lost out to Netanyahu. One cannot at first call for a total stop of the settlement expansion and then yield to the pressure by an ally, who has been violating international law and human rights on a regular basis while having been supervised by the US. American interests and Israeli interests are not congruent. The later are no longer an asset to US foreign policy but rather a liability as John Mearsheimer and Stephen M. Walt used to put it. Obama must watch out not being pushed into another adventure that is not in the interest of his country: An attack on Iran.

The New York Times journalist Roger Cohen has recently written fine articles on what is really going on in Iran that annoyed the neo-conservative warmongers in the US. Iran is home to 30 000 Jewish Iranians who are not discriminated by the government because of their enshrined rights as Iranian citizens. The Israeli and the US governments are threatening the country with an attack even though the Iranian government has not violated any international treaty and obligation concerning their nuclear installations. All there facilities are regularly visited by the International Atomic Energy Agency (IAEA). The US Intelligence Community has stated that Iran has already abandoned its nuclear program back in 2003. Despite all the contrary evidence, Iran is demonised by Israel and their supportes in the US. Beyond that, the Iranian leadership is caricaturized as being mad and irrational. This Western attitude is a continuation of the neo-colonial and racist policies of the past. The political elite in the US needs to calm down and act rationally. In his book “Resistance” , Alastair Crooke shows what the “conflict” between Iran and the West is all about. After reading the book, one doesn’t have to speculate anymore about who are the irrationals?

As far as the American wars against the “Wretched of the Earth” is concerned, Obama must be aware since he read Frantz Fanon’s book. Neither Iraq nor Afghanistan were “righteous” wars. The US was driven into these imperialist adventures by an elite which has lost all sense of rationality and humanity. Obama must dissociate himself from this so-called “war of necessity” in Afghanistan. Fortytwo countries are fighting on the side of an Afghan government which is currupt to the bone and has thoroughly manipulated the last elections. Peter Galbraith who strongly pointed it out, lost his job at the United Nations. The Obama administration remained and remains mute.

Afghanistan is not Vietnam, but the final outcome can be much worse. In the long run, this war could destroy the democratic fabric of the US and in the end the country itself. The US army is already morally on the ground. It is loosing its ethic high position together with its military leadership. Only if it helps Obama to stop this insanity, the decision by the Nobel Peace Prize Committee might have been a wise one.

Freitag, 9. Oktober 2009

Der Palästinakonflikt

Vor genau 21 Jahren hat Alexander Flores ein Buch über die Hintergründe des Ausbruchs der ersten Intifada - der Abschüttelung der israelischen Besatzungsherrschaft – geschrieben, dessen Analysen bis heute Bestand haben. Er lehrt Wirtschaftsarabistik an einer Hochschule in Bremen. Mit dem vorliegenden Büchlein behandelt der Autor alle Facetten des unendlichen Palästinakonfliktes.

Das Buch gliedert sich in sieben kurze Kapitel, die sehr übersichtlich - durch farbliche Hervorhebungen und Ausstellungen zentraler Begriffe - ästhetisch gut aufgemacht sind. Der Autor lässt die Entstehung des Konfliktes mit dem Aufkommen der zionistisch inspirierten Besiedlung Palästinas beginnen. Jüdisches Leben hat es in Palästina immer gegeben, und Probleme zwischen palästinensischen Araber und palästinensischen Juden waren vor der Kolonisierung durch den Zionismus unbekannt. „Ein Problem schuf erst die zionistisch inspirierte Einwanderung.“ Diese „europäische Siedlerkolonie“ sei der autochthonen palästinensischen Bevölkerung von den Europäern aufgezwungen worden. Die zionistischen Kolonisatoren trafen auf eine Bevölkerung, die im Begriff war, ihr eigenes „nationales Selbstbewusstsein“ herauszubilden. Der Widerstand gegen die Inbesitznahme ihres Landes war durch alle Gesellschaftsschichten von Beginn an vorhanden und wurde als Bedrohung ihrer Existenz angesehen. Es könne keine Rede davon sein, dass „gewisse Elemente“ dagegen aufgehetzt worden seien, wie die israelische Geschichtsmythologie behauptet.

Da die Siedler über kein natürliches Hinterland verfügten, mussten sie sich immer wieder bei den europäischen Mächten rückversichern. So schrieb Theodor Herzl in „Der Judenstaat“: „In Europa würden wir dort eine Stück des Walles gegen Asien bilden, wir würden den Vorpostendienst der Kultur gegen die Barbarei besorgen.“ Hat sich an dieser – doch wohl zeitbedingten - kolonial-rassistischen Haltung inzwischen etwas in Israel geändert? Ehud Barak hat Israel vor einigen Jahren als „Villa im Dschungel“ bezeichnet.

Auch ist die Haltung der diversen israelischen Regierung gegenüber den Palästinenser wenig überraschend, wenn man sich die programmatische Schrift „The Iron Wall“ von Vladimir Jabotinsky aus dem Jahre 1923 vor Augen führt: „Unsere Kolonisierung muss entweder beendet oder gegen den Willen der einheimischen Bevölkerung fortgesetzt werden. Diese Kolonisierung kann daher nur weitergehen und sich entwickeln unter dem Schutz einer Kraft, die von der lokalen Bevölkerung unabhängig ist – eines eisernen Schutzwalles, den die einheimische Bevölkerung nicht durchbrechen kann.“ Diese „politische Vision“ wurde inzwischen vollständig realisiert: Israel ist die viertgrößte Militärmacht der Welt, ausgestattet mit über 200 Atomraketen, biologischen und chemischen Waffen, und es hat wider jedes Völker- und Menschenrecht eine über acht Meter hohe Mauer und einen Sicherheitszaum um Restpalästina errichtet, hinter dem die eigentlichen Besitzer des Landes ihr Leben fristen müssen. Und wenn die „Gefängnisinsassen“ keine Ruhe geben, werden sie angegriffen, wie um die Jahreswende 2008/09 geschehen. Die Todesrate betrug 100:1 zu Ungunsten der Bewohner des „größten Freiluftgefängnisses der Welt“ im Gaza-Streifen. Dass der „zivilisierte“ Westen dazu geschwiegen hat und weiterhin alles unternimmt, dass der "Goldstone-Report" nicht vor dem UN-Sicherheitsrat diskutiert wird, ist das Bemerkenswerteste. Auf die palästinensische "Autonomieregierung" wurde so großer Druck von Seiten der USA und Israels ausgeübt, dass die Betroffenen eine Debatte auch nicht wollten!

In den 400 Jahren Osmanischer Herrschaft habe es zwar nie eine Verwaltungseinheit „Palästina“ gegeben, aber trotzdem sei Palästina ein arabisches Land. Der Autor rückt die Legenden von einer „intensiven“ Zusammenarbeit der Palästinenser mit den Nazis zurecht, die besonders von politisch motivierten antideutschen Propagandisten und Pseudowissenschaftlern, neokonservativen und christlich-fundamentalistischen Extremisten sowie anderen Dilettanten ventiliert werden. Abgesehen vom „Mufti von Jerusalem“ habe es keine Zusammenarbeit gegeben; was es dagegen gab, war eine intensive Kooperation zwischen Nazis und Zionisten, wie das Buch „Zionismus und Faschismus“ (Kai Homilius Verlag) von Lenni Brenner zeigt.

Auch was die Vertreibung der Palästinenser betrifft, rückt der Autor einige israelische Geschichtsmythen ins rechte Licht. Die Vertreibung der ursprünglichen Bevölkerung sei in der „Transfer“-Diskussion der 1930er Jahre angelegt gewesen. Die Entvölkerung der Dörfer fand unter Aufsicht der britischen Mandatsmacht statt: „Man vertrieb die Araber, wo immer es möglich war, oft unter den Augen der britischen Armee.“ Die weiteren Vertreibungen während des 1948-Krieges mit den Arabern seien keine „natürlichen“ Begleiterscheinungen der Kampfhandlungen gewesen, „sondern wurden neben ihnen vorgenommen. Sie wurden immer mehr zu einem wichtigen Kriegsziel, das unabhängig von der Verteidigung und Ausdehnung des Staates Israels verfolgt wurde.“ Dass die Bevölkerung auf Anweisung geflohen ist, sei eine bis heute unbewiesene Behauptung „israelischer Propaganda“. Eine Vertreibung der Zivilbevölkerung ist völkerrechtswidrig. Die Behauptung Israels, man habe dies nicht gewollt, scheint angesichts der Verweigerung ihrer Rückkehr unglaubwürdig.

Der Autor verweist weitere israelische Behauptungen wie „Israel hatte keinen echten Verhandlungspartner“, Die arabische Bevölkerung Israels ist gleichberechtigt“, „Israel war in seiner Existenz bedroht“, „Die PLO wollte Israel vernichten“, „Israel war zu Kompromissen bereit“, „Die Araber tragen die Verantwortung“ und zahlreiche andere politische Parolen ins Reich der Legenden. Gerade für Deutsche sollte gelten, was Flores abschließend in „Perspektiven“ anmerkt: „Israel behauptet ja, im Interesse aller Juden der Welt zu agieren, und das immunisiert es bei denen, die ihm das abnehmen, gegen jede Kritik. Dieser Mechanismus greift besonders in Deutschland. Das ist zunächst nachvollziehbar – wer wollte den Juden nach allem, was passiert ist, eine sichere Heimstatt verweigern? Die Folgen sind freilich katastrophal. Wer aus dem Holocaust den Schluss zieht, man müsse zu neuen Verbrechen schweigen, wenn sie von Juden begangen werden, trägt zur Immunität Israels und damit zu seiner Skrupellosigkeit bei, welche den Konflikt mit all seinen Schrecken nur verlängern kann. Das ist weder im wohlverstandenen Interesse der israelischen noch in dem der nichtisraelischen Juden. Genaueres Hinsehen und weit verbreitete, wohlbegründete Kritik am israelischen Vorgehen werden die absolute Immunität Israels beenden, und das kann nach Lage der Dinge nur gut sein.“

Das Bändchen ist eine exzellente Darstellung des ältesten Regionalkonfliktes in den internationalen Beziehungen. Es ist überaus verständlich geschrieben. Die Urteile des Autors sind fundiert, präzise und souverän vorgetragen. Eine Pflichtlektüre für jeden politisch Interessierten. Auch dem durch einseitige pro-israelische Geschichtsdarstellungen überfluteten facettenreichen Bildungsbereich würde eine „Frisch-Zellen-Kur“ in der Form dieses Buches gut tun.